Was unterscheidet die IG Spitze Züchter im IHV e.V. nun grundlegend von Züchtern anderer Vereine?
Von Andrea Baumbach
Abdruck /Verwendung auch auszugsweise nur mit Erlaubnis der Autorin.
Die Worthülsen der gesunden und kontrollierten Zucht werden immerhin von allen Zuchtvereinen und Züchtern verwendet!
Nun es ist die konsequente Umsetzung des Gedankens, dass Linienzucht und Inzucht die Ursachen der Misere in der Rassehundezucht darstellen. Belegt wird dies durch die einhellige Meinung der in der Literaturliste aufgeführten Fachpublikationen.
Die Züchter der IG Spitze haben sich als Zuchtziel gesetzt das Merkmal der Heterozygotie in der Rasse der Spitze, besonders der großen Varietäten zu erhöhen. Das macht außer uns mit Stand vom 1.1. 2012 in dieser Form und Konsequenz kein anderer Zuchtverein. Gute Zucht ist immer eine Gratwanderung zwischen Linienzucht und erhalt der genetischen Vielfalt, bei den großen Varietäten der deutschen Spitze hat man viel zu lange den Genpool unnötig eingeengt, so dass es nun längst überfällig ist wieder eine vielfältige Basis zu schaffen.
Folgen Sie unseren Gedankengängen:
Das Hauptproblem in der Hundezucht ist die genetische Verarmung durch In- und Linienzucht. Nach unserer Ansicht sind es nicht Mischlinge, die die Lösung des Problems darstellen, sondern heterozygote (genetisch vielseitige) Rassehunde.
Bei Mischlingen hat man das Problem, dass sie nicht in Zuchtvereinen gezüchtet werden und somit i.d.R. keine Gesundheitsuntersuchungen auf HD, ED, PRA o.ä. stattfinden und auch die Aufzuchtbedingungen keiner Kontrolle unterliegen. Sicher gibt es auch fachkundige Personen, die Mischlinge aufziehen oder schlechte Aufzuchtbedingungen bei Vereinszüchtern, die es geschafft haben durch das Netz der Kontrollen zu schlüpfen aber für gewöhnlich ist es schon so, dass Vereinszüchter über räumliche und fachliche Möglichkeiten verfügen, die eine sachkundige Aufzucht der Welpen ermöglichen.
Zudem basieren Mischlinge meist auf hochgezüchteten Rassehunden und bestimmte polygene Erbleiden werden durch die Kreuzung nicht mehr ausreichend dominant überdeckt. Daher ist ein Mischling auch nicht mehr der Garant für Robustheit, der er vielleicht mal war, als die Basispopulation der Hunde aus Landschlägen bestand, die eine große Erbvariabilität aufwiesen.
Gerade der Spitz ist aus dieser Basispopulation der Landschläge direkt hervorgegangen im Gegensatz zu Rassen, die neueren Ursprungs sind und nur auf wenigen Ausgangstieren basieren wie z.B. der Eurasier oder Kromfohrländer.
Die weite Verbreitung als „Allerweltshund“ und die Selektion auf Standorttreue, Wachsamkeit und Robustheit haben unseren Spitzen ein breites und gesundes Fundament mitgegeben.
Allerdings wurde dieses gesunde Fundament mit Beginn der zuchtbuchmäßigen Erfassung 1899 immer mehr eingeengt.
Unterteilte man Anfangs nur in große und kleine Spitze, also 2 Gruppen bzw. Varietäten, so wollte man bald mehr und mehr Ausstellungs-Titel verteilen können und unterteilte immer weiter, bis hin zu den 5 Größenschlägen, die wir heute haben.
Mit Ende der 50er Jahre fügte man den Großspitzen besonderen Schaden zu, durch die damals eingeführte Farbreinzucht.
Die Großspitze durften ab 1959 plötzlich nur noch in den Farben schwarz, weiß und braun vorkommen. Schlagartig wurde ein Teil der Population von der Zucht ausgeschlossen, weil sie die „falsche“ Farbe hatten und man durfte die Schläge schwarz und weiß nicht mehr miteinander verpaaren und schon gar nicht mehr durfte man sie mit den Wolfsspitzen verpaaren, was in Vorzeiten absolut üblich war⁴.
Erschwerend kam hinzu, dass „modische“ Hunderassen den Spitz zunehmend verdrängten, so dass er immer seltener wurde – heutzutage kann man kaum eine größere Rarität als einen großen Spitz finden, die kleinen Varietäten erfreuen sich weiterhin als Schoß- und Gesellschaftshunde einer großen Beliebtheit und sie wurden nicht einer so restriktiven Farbreinzucht unterworfen wie der Großspitz, sie zeigen immer noch die breite Palette der ursprünglichen Farben des Spitzes, leider in einzelnen Fällen auch modische Entgleisungen von Defektfarben wie Merle. Ausführlich dazu, siehe Anmerkung 4.
Besonders im Mittelspitz, der auch erst als letzte Varietät in das Zuchtbuch aufgenommen wurde, liegt sowohl für die Großspitz- als auch für die Kleinspitzzucht ein enormes Potential, es muss nur endlich vollumfänglich genutzt werden.
Sie begann mit der zuchtbuchmäßigen Erfassung von Gebrauchshundeschlägen, die dadurch plötzlich gegeneinander abgegrenzt wurden und durch Linien- und Inzucht in ihren äußerlichen Merkmalen vereinheitlicht wurden, so dass man von einer Rasse sprechen konnte. Man setzte fälschlicherweise die Uniformität als Merkmal einer guten Zucht an und erreichte dieses durch das Isolieren der Fortpflanzungsgemeinschaften, der so wichtige genetische Austausch wurde künstlich unterbunden.
Die Ansicht, dass Inzucht mit gleichzeitiger Selektion auf Gesundheit unschädlich sei hat sich als fataler Irrtum herausgestellt.
Denn multifaktorielle Erbkrankheiten und Defektgene treten dadurch nicht ans Tageslicht, häufen sich in der Population aber an, indem sie verdeckt an immer mehr Individuen weiter gegeben werden.
Und das ist eigentlich ganz logisch, überlegt man sich, dass bestimmte Merkmale wie z.B. eine bestimmtes Aussehen, aber auch eine bestimmte Leistung durch Zuchtauswahl von Tieren die genau diese Merkmale stark ausgeprägt haben sich immer mehr innerhalb der Rasse verfestigt – warum sollte dieses Verfestigen von Merkmalen nicht auch bei schädigenden Merkmalen stattfinden?
Zucht wäre sehr einfach, wenn sich immer nur die gewünschten Merkmale festigen würden, die unerwünschten aber so zuvorkommend wären, gerade dies nicht zu tun.
Will man die Rassen nicht aufgeben, und im Falle des Familienhundes Spitz erscheint dies nicht wünschenswert, so muss man eben Heterozygotie innerhalb der Rasse erreichen!
Nun haben unsere Vorfahren durch intensive Selektion auf Formwerte nicht nur die dafür notwendigen Gene nahezu vereinheitlicht also die Population für bestimmte Merkmale homozygot, „rassetypisch“ gemacht, so ist genau das auch leider für schädigende Allele geschehen und zwar genau die, die man nicht sofort sieht. Ein weiterer Effekt der genetischen Isolierung ist der Verlust von Merkmalen durch den bei jeder Vermehrung stattfindenden genetischen Drift ohne die Möglichkeit, dass neue Gene dazu kommen können. Die direkte Folge ist eine genetische Verarmung und damit einhergehen der Verlust von Vitalität , Fruchtbarkeit und Langlebigkeit.
Die Beobachtung der schon stattgefundenen Kreuzungen der Varietäten der Spitze zeigt, dass die F₁ Generation besonders typvolle Hunde erbringt, treffen sich doch die ganz ursprünglichen Merkmale, die in den beiden Ausgangsvarietäten erhalten geblieben sind. Es ist zu erwarten, dass die F₂ Generation eine deutliche Streuung aufweisen wird.
Hier sind Richter, Zuchtwarte, Käufer und Züchter gleichermaßen gefragt, genau das als Zuchterfolg anzusehen – Heterogenität hat stattgefunden. Und es ergeht an dieser Stelle die dringende Warnung nicht anzunehmen, eine einmalige Auszucht würde einen positiven Effekt auf die Population haben. Dass dies nicht so ist belegt H. Wachtel deutlich.
Wir alle sind also über Generationen gefordert!
Konkret wären bei den Spitzen unterschiedliche Größen der Welpen zu erwarten, was ggf. ein Umtragen im Zuchtbuch zur Folge hätte und auch farbliche Überraschungen könnten ins Haus stehen. Der Einsatz von Registerhunden kann auch noch andere Merkmale mit sich bringen, so zeigen viele „Dorfspitze“ kleine optische Abweichungen, wie z.B. Schlappöhrchen, siehe auch http://www.dorfspitz.de/der-dorfspitz/
Neben der „direkten“ Inzucht, wo offensichtlich doppelte Ahnen, bis hin zum unethischen Verpaaren von Geschwistern, Eltern mit ihren Nachkommen oder Cousins, im Pedigree auftauchen, gibt es auch eine Art „indirekter“ Inzucht. Damit ist die Verwendung nur weniger Deckrüden gemeint.
Dies wird u.a. als Popular Sire Syndrom bezeichnet, weil es meist besonders hoch prämierte Siegerrüden sind die extrem häufig zum Deckeinsatz kommen. Hier erfolgt eine genetische Verarmung der Population und das, obwohl längst bekannt ist, dass Champion X Champion nicht automatisch einen neuen Champion ergibt. Ganz abgesehen davon, wäre das auch kein vertretbarer Grund einen bestimmten Rüden über Gebühr einzusetzen, denn das Wort Syndrom hängt an dem Begriff, weil es zu einem Anstieg des Inzuchtgrades führt, der so leicht nicht rückgängig zu machen ist.
Bei den schwarzen Großspitzen haben wir das Popular Sire Syndrom in Reinform, da durch den Rückgang der Rasse eine Zeitlang nur noch ein einziger Deckrüde, der 1994 geborene Brix nad Fábrakem zur Verfügung stand.
Diesen Rüden haben alle schwarzen Großspitze im Pedigree. Hier weiter auf einer Farbreinzucht zu beharren würde heißen immer und immer wieder Nachkommen dieses Rüden miteinander zu verpaaren und damit eine Zucht auf der kleinstmöglichen Basis fortzuführen.
Dies lehnen die Züchter der IG Spitze ab, denn wie schon weiter oben ausgeführt beruht die Trennung der Varietäten auf dem willkürlichen Beschluss, der Ende der 50er Jahre gefällt wurde. In der Zeit davor wurden die Varietäten nicht getrennt gesehen und dadurch selbstverständlich auch miteinander verpaart.
Für die schwarzen Großspitze gibt es in den nächsten Jahren nur die Möglichkeit mit andersfarbigen großen Spitzen oder eben mit Mittelspitzen verpaart zu werden. Und es ist ein riesiges Glück, dass Brix offensichtlich ein sehr gesunder und langlebiger Hund war. Bedauerlicherweise gibt es weder von ihm, noch von seinen direkten Nachkommen Tiefgefriersperma, sicher wird man in ein paar Generationen solch extrem gesunde und langlebige Gene gern wieder in die Zucht integrieren wollen und wird sich spätestens dann des Verlustes bewusst.
Das Problem der Verengung des Genpools durch einen einzigen Deckrüden ist offensichtlich, wie verheerend es sich darstellen kann, kann man gut den Tabellen in folgendem Artikel entnehmen:
http://sommerfeld-stur.at/defekte/inzucht
Denn es ist so, dass die effektive Population nur ca. 4x die der verwendeten Rüden entspricht, unabhängig davon, wie viele Hündinnen er gedeckt hat und wie viele Nachkommen entstanden sind. Die Zahlen der vorhandenen Hunde sind also absolut nicht aussagekräftig was die effektive Population angeht.
Wir wissen jetzt also, dass wir bei den reinfarbig gezogenen schwarzen Großspitzen von der genetischen Varianz von nur 4 Tieren ausgehen müssen, durch den dramatischen Einsatz des Rüden Brix nad Fábrakem, der allerdings für den Erhalt der schwarzen Großspitze überhaupt gesorgt hat, das sollte nicht vergessen werden.
Es kann nun jeder Zuchtverein daran gemessen werden, wie er mit dieser, durch wissenschaftliche Fakten belegbaren Situation umgeht.
So wird klar, dass trotz ansteigender Zahlen schwarzer Großspitze, allgemein der Inzuchtgrad steigend ist, bis die notwendige Varianz unterschritten wird und die Population schlimmstenfalls zugrunde geht, wenn nicht konsequent gehandelt wird. Nicht anders, nur weniger dramatisch verhält es sich bei den weißen Großspitzen und mittelfristig auch bei den Mittel- und Wolfsspitzen.
Will man dem Trend, des zunehmenden Inzuchtgrades mit den Auswirkungen, dass in immer kürzeren Abständen neue Erkrankungen auftreten oder bisher bedeutungslose problematisch zu werden beginnen ernsthaft entgegentreten, muss man sinnvolle Maßnahmen ergreifen. Diese Maßnahmen können nicht die sein, die in den letzen Jahrzehnten ergriffen wurden, haben diese das Dilemma doch nur verschlimmert. So sind also Ausstellungsergebnisse für eine gesunde Zucht in der Regel sogar kontraproduktiv, wird zu häufig der Standard überinterpretiert, entscheidet der Geschmack des Richters und auch kein noch so erfahrener Kynologe kann die Gene eines Hundes sehen und die Champion Titel führen zu vermehrtem Einsatz bestimmter Linien, was wiederum den Genpool verengt.
Daher müssen folgende Dinge berücksichtigt werden:
Begrenzung der Deckeinsätze, zur Vermeidung des Popular Sire Syndrom; Prof. Sundgren der Universität Uppsala empfiehlt z.B. eine Begrenzung auf 5% der registrierten Welpen einer Rasse in einem 5 Jahres Zeitraum. Für die Spitze heißt dies, möglichst viele Rüden in die Zucht zu bekommen, auch Registertiere einzusetzen und mit möglichst vielen anderen Zuchtvereinen zusammen zu arbeiten. Für die Züchter bedeutet dies u.U. sehr weite Wege zum Deckrüden. Für die Rüdenbesitzer, dass ihr Rüde nicht so häufig zum Einsatz kommt, dass daraus so viele Einnahmen zu erzielen wären, dass die Unkosten für die Zuchttauglichkeit und was sonst noch damit zusammen hängt übertroffen und der persönliche Zeitaufwand honoriert würde. Hier sind „Überzeugungstäter“ gefragt.
Nur solche Partner paaren, die ein Minimum , im Idealfall gar keine gemeinsame Ahnen aufweisen. Hier verfügen wir Spitzzüchter über die Datenbank Deutscher Spitze, die unschätzbare Dienste leistet und auf Wunsch werden auch mehr als 9 Generationen zurückberechnet. Es sollten im Idealfall 10 Generationen zugrunde gelegt werden.
Varietäten der Rasse miteinander kreuzen. Dies ist eine der Maßnahmen der ersten Wahl in der Spitzzucht. Denn für die Spitze sind wir bei aller Problematik der kleinen Population und der Versäumnisse der Vergangenheit in der glücklichen Lage, dass unsere Rasse auf einem wirklich breiten und gesunden Fundament mal stand, bevor sie ins Zuchtbuch aufgenommen wurde und dass wir völlig problemlos die Varietäten kreuzen können. Hier eröffnen sich noch viele Möglichkeiten.
Die Zuchtbücher wieder öffnen, um stammbaumlose aber von Exterieur und Wesen entsprechende Individuen einzukreuzen. Leider ist es bei den Spitze so, dass es zwar bei den Wolfsspitzen noch Bauernhofzuchten gibt, die mit den Hunden des Zuchtbuches nicht oder kaum verwandt sind, bei den Großspitzen ist es allerdings oft so, dass der angebliche Registerhund doch auf Tiere aus dem Zuchtbuch zurückgeht. Hier muss immer mit äußerster Sorgfalt geprüft werden und die Abstammung des Hundes so weit wie möglich überprüft und eine Verwandtschaft mit den Hunden des Zuchtbuches ausgeschlossen werden. Bei Verdacht auf Verwandtschaft zu Zuchtbuchhunden sollte immer ein Gentest auf Verwandtschaft erfolgen. Also praktisch fast immer, wie man diese Kosten abfängt ohne die Besitzer dieser möglichen „Registerhunde“ zu verschrecken, sind es doch meist Menschen ohne Erfahrung in einem Hundezuchtverein, und die Beschaffung der Gegenproben wird eine der Herausforderungen der Zukunft sein.
Auch das Einkreuzen nahe verwandter Rassen kann in Erwägung gezogen werden Aber das Einkreuzen fremder Rassen kann auch zur Immigration von Defekten führen, die bislang in der Rasse noch nicht vorkamen. So wäre der American Eskimo Dog so eine geeignete Fremdrasse, allerdings ist die Population stark mit der Augenerkrankung PRA durchsetzt. Hier müsste man ausschließlich gen-getestete Tiere importieren, die PRA frei sind. Der Einsatz von nicht getesteten Eskies, wie leider schon geschehen, ist an Unverantwortlichkeit kaum zu übertreffen, zumal ein standardisierter Gen-Test schon lange erhältlich ist und im Heimatland der Eskies für alle Zuchttiere vorgeschrieben ist. Denn genau so eine rezessive Erkrankung kann sich lange unentdeckt in einer Population ausbreiten, bevor der erste Krankheitsfall auftritt. Und ausschließlich der Gen-Test ist aussagekräftig, denn die Augenuntersuchung sagt nichts darüber aus, ob ein Hund Carrier (Träger) ist oder nicht. Aber die weißen Großspitze leiden ebenfalls unter sehr enger Linienzucht und die rezessive Farbe weiß soll natürlich nicht verloren gehen. Hier haben wir engagierte Züchter in unseren Reihen, die sich dieser Problematik angenommen haben und die zukünftige Entwicklung im Auge behalten werden, bevor über den Einsatz einer Fremdrasse entschieden wird. Allerdings wäre der Eskie sicherlich geeigneter als ein Samojede.
Der Einsatz ausgewählter Gen Tests, gehört dazu. Glücklicherweise leiden die Spitze noch nicht an vielen Defekterkrankungen, für die Wolfsspitze müsste eigentlich der Test auf PHPT vorgeschrieben werden, dieser ist bisher noch freiwillig. Hunde rein deutscher Linienführung leiden nicht unter PHPT, wie mir Dr. Saunders³ persönlich mitteilte. Unsere Hündin Grey Eyota ist so ein Fall rein deutscher Linien, aber für diese Hündin würde sich kein Rüde mehr finden, der rein deutscher Linienführung ist, der nicht eng verwandt wäre. PHPT wurde durch ausländische , stark Keeshond geprägte Hunde in die deutsche Wolfsspitzpopulation immigriert. Ältere Wolfsspitze aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks sind auch noch als PHPT frei anzusehen, leider verschwinden diese seltenen Vertreter immer mehr, überall werden Keeshonden eingekreuzt. Hier werden die Wolfsspitzzüchter in Zukunft sehr aufmerksam sein müssen, denn man sieht es einem Hund nicht an, ob er Kees führt.
Alopezie x tritt bei den kleinen Varietäten und bei den Wolfsspitzen gelegentlich auf. Großspitze sind bisher noch Alopezie frei. Um der Alopezie x entgegen zu treten ist der Einsatz älterer Zuchttiere eine von Prof. Leeb empfohlenen Maßnahmen, da diese Krankheit erst mit 4-5 Jahren ausbricht, ein Alter in dem mache Hunde schon wieder aus der Zucht ausscheiden aber schon bis zu 5 Würfen gebracht haben könnten. Hier geht die IG Spitze wieder einmal voran, sie ist die erste Züchtergruppierung, die die Erhöhung des Zuchtalters in einen Maßnahmenkatalog eingebettet hat, der größtmöglichen Schutz der Hündin bei bestmöglicher Zuchtstrategie auf Vitalität und Langlebigkeit garantiert. Dies ist für die Züchter mit einem großen Aufwand verbunden, der aber von Welpenkäufern und Wissenschaftlern gleichermaßen anerkannt wird.
Erbkrankheiten ausmerzen – Selektion auf Gesundheit = ein modernes Märchen
Nahezu jedes Individuum ist Träger von Defektgenen, auch SIE geneigter Leser!
„Das immer häufigere Auftreten von Erbkrankheiten in der Hundezucht ist nicht mit den verbesserten Diagnosemöglichkeiten der Veterinärmedizin zu erklären, sondern es ist tatsächlich die Folge des stetig steigenden Verwandtschaftsgrades¹“.
Es ist keine sinnvolle Maßnahme, jeden Defektträger aus der Zucht zu nehmen, schlagartig wäre die Zahl der Zuchttiere auf ein unvertretbares Minimum geschrumpft. Nur wenn erkrankte Hunde und mögliche Carrier² in sehr geringer Zahl vorliegen, (unter 1% der Population), ist die Maßnahme des Zuchtausschlusses sinnvoll.
Wenn man sich verdeutlicht, dass z.B. die Epilepsie bei allen Hunderassen zu durchschnittlich 5% vertreten ist und die Zahl der Carrier bei angenommener polygener Vererbung bei 40% liegt. So würde allein wegen dieser einen Krankheit schon fast die Hälfte aller Hunde aus der Zucht genommen werden müssen.
Zudem könnte ein Tier ja für mehrere Defekte Träger sein – es blieben wohl kaum noch Tiere für die Zucht übrig, denn es sind ja auch nicht alle Hunde in Züchterhand.
Eine komplette Ausmerzung aller Erbkrankheiten wird wohl für immer ein Wunschtraum bleiben.
Die einzige Möglichkeit Defekterkrankungen einzudämmen ist eine Zucht auf Heterogenität innerhalb der Population. Denn durch diese Heterogenität kommen die rezessiven Defekte nicht zum Ausbruch, sie werden durch die dominanten Gene überdeckt und haben nicht so häufig die Gelegenheit aufeinander zu treffen.
Da die Zucht auf Heterogenität nun anerkanntermaßen eine er wichtigsten Maßnahmen in der Hundezucht der Gegenwart darstellt, weil man die Zucht auf Uniformität zu lange in der Vergangenheit bevorzugte, muss das Thema Zuchtbuch und Standard nochmals aufgegriffen werden.
Selektierte man früher auf Leistung und legte noch wenig bis keinen Wert auf das äußere Erscheinungsbild, so änderte sich das schlagartig mit der Erfassung einer Rasse im Zuchtbuch. Für die Spitze geschah dies 1899, also vor über 200 Jahren.
Man versuchte die typischen Merkmale eines Hundeschlages zu erfassen und diese Merkmale im Standard schriftlich zu fixieren. Schon hier wurde dem äußeren Erscheinungsbild mehr Raum gewidmet als dem Kern des Pudels – dem Wesen oder der Leistung des Hundes. Nicht zuletzt aus der Beobachtung heraus, dass bestimmte Leistungen für die ein Schlag besonders befähigt war, sich in einem bestimmten Exterieur wiederspiegelte.
Leider verschloss man die Augen davor, dass durch die Überbewertung und in Folge dessen übermäßiger Ausprägung dieser körperlichen Merkmale so manches Leid für die Hunde entstand – auf jeden Fall aber eine Verengung der genetischen Varianz.
Möglichst gleichartiges Aussehen und besondere Betonung der als „rassetypisch“ eingestuften Merkmale galten ab da plötzlich als Zuchtziel, Uniformität als besondere züchterische Leistung.
Genau damit war das Kind in den Brunnen gefallen – denn diese unsinnigen Ansichten führten zu In- und Linienzucht und der Schließung der Zuchtbücher. Eine Einkreuzung von Fremdrassen war damit passé. Dabei wäre in Abständen das Einkreuzen von ähnlich verwendeten Rasen, wohlgemerkt verwendeten nicht ähnlich aussehenden; schon immer eine unerlässliche Maßnahme zu einer gesunden Hundezucht gewesen.
Leider ist nach dem heutigen Verständnis das Einkreuzen einer Fremdrasse gleichbedeutend mit der Produktion von Mischlingen und durch die modischen Designer-Dogs noch weiter in Verruf gekommen.
Aber im Unterschied zu den Designer-Dogs, die ohne Zuchtprogramm, rein aus finanziellen Interessen geschaffen wurden, ist das Einkreuzen von ähnlichen Rassen eine Maßnahme zum Erhalt von vitalen, heterogenen Rassehunden. Hier müssen zuerst Richter und Verantwortliche in den Zuchtvereinen umdenken, aber auch die Züchter sind gefragt, denn schon viel zu lange hat man es versäumt zu handeln.
Diese Fehler der Vergangenheit, die In- und Linienzucht mit dem Ziel der Uniformität als Kennzeichen einer Rasse müssen wir heute schnellstmöglich korrigieren – das und nur das ist verantwortungsvolle Zucht!
Man führe sich vor Augen, dass durch die künstlich geschlossenen Populationen kein neues genetisches Material mehr in diese hinein kommen konnte
Ziel wird es sein, irgendwann einmal so züchten zu können, dass sich Auszucht und Linienzucht ergänzen können. Dazu muss allerdings das genetische Fundament der Hunde erst wieder erweitert werden.
Schlusswort
Wer ein wirklicher Liebhaber des Spitzes ist, wird sich vehement dafür einsetzten, dass eine Vereinsübergreifende Zusammenarbeit in naher Zukunft möglich sein wird. Denn was gesunde, zukunftsweisende Zuchtstrategien sind, wird nicht durch Vereine, sondern durch unabhängige Forschung und Wissenschaft bestimmt. Die Umsetzung dieser wissenschaftlichen Ergebnissen kann im Großen und Ganzen nur ähnlich sein. Außer menschlicher Eitelkeit gibt es keinen Grund dafür, nicht zusammen zu arbeiten, was in erster Linie den vereinsübergreifenden Einsatz von Deckrüden bedeuten würde.
Auch der Aspekt der Leistung wird zukünftig zu berücksichtigen sein, denn er kann ein geeignetes Werkzeug sein die Vitalität der Population zu erhöhen, auch wenn die Spitze bisher als Rasse ohne Leistungsprüfung eingestuft wurden. Dieser Verzicht auf Leistungsprüfung wird sich eine moderne Zucht nicht mehr lange leisten können.
Anmerkungen:
Träger eines Defektes, die aber keine Krankheitsmerkmale zeigen aufgrund des rezessiven Erbganges
Dr. J. Saunders leitet die Datenbank in der die PHPT getesteten Tiere erfasst werden
Hierzu gibt es einen 4-teiligen Artikel über die Farben der Spitze von Frau Dr. A. Laukner, der ab April 2012 im Internet veröffentlicht werden wird, ab da wird an dieser Stelle ein Link eingefügt werden
Literatur:
http://www.wuff.at/artikel.php?artikel_id=302
http://www.hunde.com/magazin/d183059.html
http://www.jagdspaniel.de/hwachtel.htm
H. Wachtel, Hundezucht 2000
F. Krautwurst, Genetik für Hundehalter
Chr. Jung, Schwarzbuch Hund
Wetzstein, K. (2009): Österreichischer Pinscher - Krankheitsprofil und Einfluss des Inzuchtkoeffizienten auf die Wurfgröße. Diplomarbeit, Veterinärmedizinische Universität Wien